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24.03.2009, 22:17 Uhr
Schnecke
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War das klasse!
Die schönen Bilder sagen ja schon mehr als 1000 Worte. Aber vielleicht möchte der eine oder die andere doch auch ein paar Wörter hören bzw. lesen. Also:
Die Postkartenklischees stimmen alle. Die Traumstrände mit ihren Palmen, die 50 Jahre alten, mal schön erhaltenen, mal abenteuerlich geflickten Straßenkreuzer, die einstmals wunderschönen Häuser im pittoresken Verfallszustand, das Altstadtensemble von Trinidad (bekanntlich und völlig zu Recht UNESCO-Weltkulturerbe) wie aus einem Piratenfilm, die prachtvollen und dabei bestens erhaltenen oder restaurierten Hotels aus dem Anfang des 20. Jhrhdts, Hemingways Stammkneipen, die Livemusik in jedem Lokal und an vielen Straßenecken, rumhaltige Cocktails schon zum Frühstück, wahlweise frisch gepresster Orangensaft, freundlich-gelassene Leute, und strahlendes Sommerwetter sowieso.
Die Skatestrecken fügten sich in dieses Bild nahtlos ein, ich könnte gar nicht sagen, welche mich am meisten fasziniert hat. Vielleicht der 36 km lange Damm durchs karibische Meer zwischen Hauptinsel und "Cayo las Brujas", einem verwunschenen, naturbelassenen Inselchen, den wir einmal bei Gegenwind - na ja - begannen und am nächsten Tag mit um so mehr Begeisterung und kräftigem Rückenwind zurückgeglitten sind? Oder vielleicht das sanfte Hügelauf-Hügelab durch die Landschaft der Zuckerrohrfelder mit verblüfft winkenden Menschen am Straßenrand und direktem Einblick auf die Veranden und durch die offenstehenden Türen? Ganz besonders natürlich auch die Strecken auf der "Autopista", die ungeachtet ihres Namens ganz ungeniert von Fußgängern, Radfahrern, Pferdefuhrwerken und Eselskarren mitbenutzt wird, und jetzt eben auch von Skatern.
Apropos skaten. Das Niveau der Reisegruppe war weit gefächert - von ein paar Könnern über diverse Mittelfeldschnecken bis hin zu meiner Vorrednerin, die bis dato noch nie auf Skates gestanden hatte - und alle kamen auf ihre Kosten. Die Tagesetappen lagen so um 40 - 55 km, wobei die Speedies das voll ausnutzten und die übrigen sich die für sie jeweils angenehme Streckenlänge individuell heraussuchten. Und auch von den mitgenommenen Fahrrädern wurde reger Gebrauch gemacht.
Ganz besonders interessant fand ich persönlich die Einblicke in den Alltag hinter der touristischen Fassade, die man so auf keiner normalen Pauschalreise und wohl auch auf kaum einer anderen Sportreise erlebt. Das waren zum einen die verschiedenen Treffen mit kubanischen Skatergruppen, von 6 x wöchentlich 3 Stunden vor der Schule trainierenden Kindern bis hin zur Bahn-Nationalmannschaft, die natürlich je nach Spanischkenntnissen mehr oder weniger fruchtbar ausfielen. Und dann nahmen wir immer wieder einmal das Mittagessen nicht in den eigentlich für Touristen vorgesehenen staatlichen Devisenrestaurants ein (die Älteren unter uns kennen das Prinzip noch von den Intershops und -hotels der DDR), sondern entweder in sog. Privatrestaurants, in historischen Häusern liebevoll eingerichtet, und sogar in ganz normalen Wohnungen - vom Bauernhaus über selbstgebaute Holzhütten am Rand der Landstraße bis hin zum 5. Stock im Plattenbau -, deren Besitzer es gegen einen Obolus bzw. "Geschenke" erlaubten, dass Gabi & Crew die in großen Mengen aus Europa mitgebrachten Nudelgerichte in ihrer Küche zubereiteten - übrigens zugleich eine willkommene Abwechslung von der einheimischen Küche, die uns zu Recht schon im Vorfeld als ziemlich eintönig beschrieben worden war. Ja, und wenn man dann nicht nur als Gast auf dem Plastikstühlchen sitzt, sondern die gesamte Wohnungseinrichtung aus solchen besteht, und man außerdem erfährt, dass man Glück hat, dass das Wasser gerade mit nervenzerfetzender Langsamkeit aus der Leitung tröpfelt, weil es nämlich oft gar keines gibt, dann lernt man den heimischen Wohnkomfort wieder ganz neu zu schätzen.
Ach, ich könnte noch so viel erzählen, aber jetzt bin ich müde und fange schon wieder an, zu träumen ...
Grüße aus dem vor-aprilhaften Düsseldorf
La Schneckanera |