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13.10.2008, 19:06 Uhr
Marcus
TNS Team
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Orakel Jones hat gestern Abend im Desche Otto ein bißchen über dem Bembel meditiert. Nach einer Weile (und einigen Sauergespritzten) hatte er sich in Trance versetzt und seine Gabe begann, Wirkung zu zeigen: Die ersten Visionen tauchten auf.
Er sah viele Gäste aus aller Herren Länder, die nächste Woche in Frankfurt zusammenströmen, um Handel zu treiben und Messen zu besuchen. Er sah Staatsgäste mit ihrem gesamten Hofstaat anreisen. Er sah die großen Wagenkolonnen, für die ganze Straßen gesperrt wurden, und das Volk, das sich an den Absperrungen drängte.
Denn nicht nur Könige und Staatsmänner, sondern auch viele ausländische Völker strömten in die alte Handelsstadt, um in allen Sprachen der Welt bedrucktes Papier zu bestaunen.
Doch während die Stadt fast überquoll vor lauter Handel und Wandel, saß ein Haufen junger, sportlicher und gutaussehender Menschen traurig in ihrem Vereinsheim und lamentierte bei Sauergespritztem und Hefeweizen über die Ungerechtigkeit dieser Welt.
Sollte der Rat der Stadt Frankfurt seine Rollensportler vergessen; ihre Interessen dem schnödem Mammon geopfert haben ?????
Doch während Orakel Jones fasziniert und entsetzt zugleich die Vision anstarrte, die sich ihm im Inneren des Neunerbembels bot, durchflutete auf einmal ein gleißend helles Licht den Desche Otto. Die Schwanheimer Äppelklauer und Schoppepetzer flüchteten verstört unter die Tische, und auch die Wirtin suchte Schutz hinter dem massiv wirkenden 32er Bembel, der im Faulenzer auf der Theke auf durstige Seelen wartete. Auch der Rest der Rollschoppen.de- Crew blickte verwirrrt und verängstigt einher.
Nur Orakel Jones blieb ruhig und entspannt sitzen, das Glas mit dem Sauergespritzten fest in der Hand. Und dann ertönten Engelsgesänge, die immer lauter und kräftiger anschwollen, und die Decke des Desche Otto schien sich zum Himmel hin unendlich weit zu öffnen.
In diesen Wohlgesang hinein war plötzlich die sonore Stimme eines älteren Herrn zu vernehmen, die direkt aus dem Firnament zu kommen schien:
"Orakel Jones, Du alter Kesselflicker, höre mir zu, was ich Dir zu sagen habe. Ich sehe Dich leiden, weil am Dienstag die Stadt voller Tanz und Mummenschanz ist und ihr glaubt, daß keiner an Euch Eierköppe gedacht hat. Aber lass Dir gesagt sein: Die Stadt Frankfurt vergißt ihre treuen Skater nicht. Nur für Euch und für dieses Mal hat der Herrgott persönlich eine Strecke zusammengestellt, die es in dieser Kombination noch nie gab. Mit langen Ausfahrten, viel Strecke und weit weg vom feiernden Volke sollt Ihr Euch vergnügen dürfen, daß es nur so frohlocken möge unter den Skatern.
Aber denk daran: Haltet Euch fern vom Handelsplatz, an dem sich das Volk aus aller Herrn Länder trifft, und übt Euer Tun fern der Innenstadt und meistens auch fern des öffentlichen Nahverkehrs aus.
Aber wenn Ihr den Herrn lobpreiset und seiner gedenken werdet, kann es sein, daß er Euch wohlgesonnen ist und noch ein paar Extrakilometer gönnt."
Die Stimme verstummte, und die Worte hallten noch ein paar Sekunden nach.
Doch dann ertönte die Stimme erneut, noch lauter und kraftvoller als vorher:
"Und nun geh hin, Orakel Jones, und verkünde die Botschaft dem Skatervolke, auf daß es zahlreich zusammenströmen möge. Und sage Ihnen, sie sollen im Anschluß an die Tour ebenso zahlreich im Vereinsheim zusammenströmen, wie sie auf der Straße ihrer Leidenschaft gefrönt haben. Dann sollen sie dort einen geweihten Haddekuchen brechen, einer 10er Bembel dazustellen und die heilige Messe zelibrieren.
So sprechet Ihr dann im Chor:
Skatergott unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name.
Kein Regen komme, keine Wind wehe.
Wie in Frankfurt so auf Malle.
Unser dienstäglich TNS gib uns heute.
Und vergib uns den Süßgespritzten, so wie wir vergeben der Eintracht.
Und führe uns nicht nach Offenbach, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Skaten macht reich und gibt Kraft und ist die Herrlichkeit in Ewigkeit.
PROST!"
An dieser Stelle erstarb die Stimme, der Engelsgesang endete abrupt, der Himmel über dem Desche Otto schloß sich und sah innerhalb von Sekundenbruchteilen wieder aus wie eine hundsnormale Appelweinkneipendecke. Die sonstigen Anwesenden wirkten bleich und verstört und trauten sich nur langsam wieder wieder aus ihrer Deckung hervor.
Nur Orakel Jones saß noch entspannt am Tisch, der Sauergespritzte immer noch fest in der Hand, und sinnierte fasziniert seiner Vision hinterher.
Doch kann klärte sich sein Blick, er schüttelte sich kurz, trank sein Glas leer und beschloß, seine ihm aufgetragene Mission zu erfüllen und den Willen des Herrn an das Skatervolk zu verkünden....
ENDE |