374
29.06.2009, 23:38 Uhr
ak
24H Roller
|
Aber dann: Man hatte ja schon soooo viel gehört von DEM Event. Le Mans, DAS ist gaaaanz anders, als alles was Du kennst. Das ist so was von anstrengend (weil man immer mal 4,3 km fährt alle 20 Minuten ?) Man hat so wenig Schlaf (bei 4 Stunden Pause zwischen den Schichten?) Und man ist 2 Tage ununterbrochen in Hochstimmung (wenn man müde und angestrengt ist ? Wenn man 10 Stunden Busanreise hatte ?) Hääää????? 4 Tage später weiß ich nun WIRKLICH was gemeint war. Fühlte ich mich als Langstrecken-Ausdauer-Gemütlich-Fahrer eher ungewöhnlich auf dieser Reise, fing der Spaß auf der Busreise schon an und auch wenn ich ab und an eingeschlafen bin habe ich doch gespürt, dass das der Begin einer Klassenfahrt der besonderen Art war. Vor Begeisterung würde ich am liebsten beim besten Lageplatz des Geländes anfangen, den unsere Vorhut für uns erkämpft hat, aber dann würde ich noch morgen früh schreiben und ich muss schon bald die Wäsche für morgen aufhängen. Wenn 65 Leute ein Team bilden, wenn 48 Stunden ununterbrochen Essen zubereitet und verzehrt wird, Getränke kaltgestellt und getrunken werden, Team gebildet, massiert und tätowiert wird, geplaudert und geruht, gefreut und gebangt, Zwischenergebnisse verfolgt, Boxen bestückt, Fotos geschossen und Freundschaften geschlossen werden, ist das ja schon alleine eine Reise wert. Aber wenn man dann mal steht in dieser Startbox, den Chip am Fuß und schaut ab Minute 5 (man kann ja nie wissen wie die Runde läuft! ) nach einem roten Röckchen (oder nach einem weißen Shirt), wenn man so nötig müsste gerade jetzt, DANN fängt Le Mans RICHTIG an. Wenn man zum ersten Mal diesen Staffelstab in die Hand gedrückt bekommt mit dem kaum zu verstehenden, gehetzten Ruf „Alles Gute!“, dann kann man ENDLICH das tun wofür man eigentlich da ist – ALLES geben. Für sein Team, für das Frankfurter Ergebnis, für sich selbst. Und ob man nun ein Speedy ist, oder ein Funner, man rast sich die Seele aus dem Leib, ist ja auch NUR für 10 Minuten. Dass das SO anders ist…..! Meine Güte, nach dem Berg (während der Parade hatte ich ihn noch Hügel genannt) ist der Hintern wie aus Stahl (das hält genau bis zur Box, dann isses wieder wech), die Lunge atypisch erweitert und der Hals eine Wüste. Und dann sucht man nach dem passenden Windschatten. Und fährt dann als Anfänger meistens alleine, weil man trotz des Hinweises von Dirk nicht in der Lage ist sich hinter jemand langsameren auszuruhen (das geht gar nicht, also der war ja sooo langsam), dann 105 % fährt und ziemliche Mühe hat, an Überholende ranzukommen. Hat man sich dann rangeschafft und kündigt sich mit einem freundlichen „It’s me, I’ll give you a push!“ an, kriegt man noch die Hand weggehauen (Angsthasen!). Die Taktik sich einladen zu lassen griff dann wesentlich besser und nach einigen Stunden waren die Rotröcke offensichtlich gern unterstützte Mitfahrerinnen, die auch für ordentliches Mitschieben bekannt waren. Oder einfach ein ansprechendes Outfit hatten. Ob bei brennender Sonne, oder in der milden Nacht, an der Strecke herrscht eine unbeschreibliche Atmosphäre, ein Gewusel und eine Hektik, aber nie Aggression, Musik, Stimmen, es scheint ein Team von 6000 Mann auf dem ganzen Gelände verteilt zu sein. Und wenn man seine letzte Runde geschafft hat und zieht zum letzten Mal die Skates aus (Puh…) und geht auf die Tribüne und schaut den Schlussläufern zu und eine Gänsehaut nach der anderen jagt über den Rücken, wenn man Skater beklatscht, die aus den verschiedensten Nationen kommen, die Sololäufer, das eigene Team, das versammelt mit allen zusammen mit Flaggen die Tribüne passiert. Dann ist Le Mans noch nicht zu Ende. Dann wird sich umarmt und gefeiert und dann sind die Rundenzeiten auf einmal ganz unwichtig, weil jeder gefeiert und bejubelt wird, dass er dabei war und dass man das nur so wahnsinnig verrückt speziell perfekt erleben konnte, weil man es GEMEINSAM geschafft hat. Alle sind heil wieder zu Hause angekommen. Das war das Wichtigste. Alle, aber auch wirklich alle denke ich, sind glücklich wieder zu Hause angekommen. Das war das Schönste. Nach Le Mans ist vor Le Mans ! Danke an Alle !!!! Anja
----- "There is no remedy for love and rollerblading but to love and rollerblade more." H.D. Thoreau |