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15.03.2006, 13:21 Uhr
martinspies
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Angefangen hatte die ganze Geschichte auf der Eisbahn am Mainzer Schloss: Das Leihen von Schlittschuhen kostete dort 2,50 und die Schuhe waren ziemlich unbequem. So kam uns der Gedanke, selber Kufen an unsere Inliner zu bauen. Bei der Suche nach geeigneten Kufen stolperte ich im Internet dann über Eiskufen, die für den Einbau in Inline Skates gedacht sind (werde ich nächste Woche auch noch drüber berichten) und eben über die Skate Slider. Bei dem Skate Slider handelt es sich um eine etwa 54 cm lange und 8 cm breite Kunststoff-Kufe. Darauf sind zwei Klötze mit Langlöchern angebracht, durch die der Skate Slider an der ersten und letzten Achse der Inliner befestigt wird. Zum Lieferumfang der Skate Slider gehören neben dem Ski-Paar vier Befestigungsschrauben mit jeweils zwei Unterlegscheiben, einer Mutter und einem Spreizring zur Sicherung der Mutter. Außerdem liegt der Packung eine Anleitung mit diversen Sicherheitshinweisen bei. Die offizielle Homepage des Herstellers: www.skateslider.de
Der Lieferumfang:
Der Listenpreis beträgt 40 Euro, bei manchen Internethändlern findet man die Skate Slider aber auch für 30 Euro. Eine weitere Möglichkeit ist wie immer Ebay, wo ich 2 neue Paare für 13 und 25 Euro erworben habe. Nun zu den Daten des Skat Sliders: Länge: 54 cm, Breite; 8 cm, Dicke des Skiers: 8 mm Der Ski passt an Inlineskates, die folgende Daten erfüllen: Abstand erste bis letzte Achse (jeweils von Mittelpunkt bis Mittelpunkt): 23 cm - 31,7 cm Achsdurchmesser: 6 mm Abstand vom unteren Rand des Achsloches bis zur Unterkannte der Schiene: max 10 mm Teilweise könnte es nötig sein den Stopper zu demontieren, bei mir reichte es den Bremsgummi abzuschrauben.
Der Skate Slider im eingebauten Zustand:
Der Umbau von Inline Skates zu Skate Slider ist (wenn der Inliner die passenden Maße hat) kinderleicht: Rollen mit Achsen raus, manchmal noch Stopper oder Bremsgummi abbauen:
Skate Slider mit der vordersten und hintersten Achse wieder festschrauben:
Bei meinem Rollerblade mit verstellbarem Stopper musste ich außerdem noch einen Spacer an der letzten Achse entfernen. Dieser sorgt normalerweise dafür, dass der Stopper mit der letzten Achse befestigt ist, sich aber um diese Achse herum verstellen lässt. Ist dieser Spacer aber eingebaut, steht die Halterung an der Achse etwa 1 mm über die Schiene hinaus, so dass der Abstand von unterkante Achsloch bis unterkannte Schiene ca 11 mm beträgt. Der Skate Slider passt aber nur bis 10mm:
Wenn dieser Spacer raus ist, habe ich auch keine gewellte Oberfläche rund um das Achsloch mehr, wodurch normalerweise die Achsen gegen eigenständiges lösen gesichert sind. Also baute ich an dieser Stell nicht die original Achse ein, sondern eine der mitgelieferten Schrauben. An beide Seiten der Schiene kommt eine Unterlegscheibe, dann wird die Schraube durchgesteckt und zwischen Mutter und Unterlegscheibe kommt noch ein Spreizring. Zieht man die Mutter so fest an, dass der Spreizring zusammengedrückt wird, wirkt dieser als Mutter-Sicherung.
Der erste Praxistest der Skate Slider fand am 28.1.06 auf der Wasserkuppe in der hessischen Rhön statt. Dort wurde für diesen Winter ein Zauberteppich samt Kinderpiste gebaut, genau das richtige für die ersten Rutschversuche. Also Skates anziehen und auf das Förderband stellen:
Erste Versuche in nahezu ebenen Gelände:
Am oberen Ende der Kinderpiste. Gleich kommt die erste Abfahrt:
In der Ebene oder in ganz leichtem Gefälle kann man mit den Skate Slidern fast wie mit Inline Skates fahren. Jeder der einigermaßen sicher auf Skates steht dürfte das auch hinbekommen. Interessant wird es aber, wenn man sich an die erste Abfahrt wagt! Der Geradeauslauf der Ski ist in Ordnung und auch Kurven lassen sich leicht und exakt steuern. Wenn man aber die Kurven mit hoher Geschwindigkeit zu eng nimmt, beginnt der Skate Slider auch seitlich zu rutschen. Dies muss man auch zum Bremsen ausnutzen! Der Hockey-Stop (also sich seitlich zur Fahrtrichtung stellen und nach innen gelehnt seitlich auf den Kanten rutschen) ist die einzige Möglichkeit wieder zum Stehen zu kommen. Die Skate Slider v-förmig zu stellen (wie es viele Ski-Fahrer machen) bringt nicht wirklich viel, da die Kanten (die ja nicht wie bei Skiern aus Stahl, sondern nur aus Kunststoff bestehen) mit der geringen Länge kaum Widerstand bieten. Auf ganz Sanften Hängen und bei langsamer Geschwindigkeit ist dies aber auch möglich. Nach zwei Versuchen auf der Kinderpiste habe ich mich dann auch auf die Paradiso-Abfahrt gewagt, Im Zick-Zack und mit mehrfach engerem Bodenkontakt, kam ich schließlich unten an. Hinauf ging es mit einem normalen Ski-Schlepplift, was absolut problemlos klappte (obwohl ich noch nie vorher Ski gefahren bin!). Am Rosenmontag war ich dann zum zweiten Mal auf der Wasserkuppe. Mittlerweile klappte die Abahrt mit den Skate Slidern schon recht gut. Wenn man sich an den Hockey-Stop gewöhnt hat, kann man damit ziemlich gut auf den Ski-Pisten rumdüsen. Wie schon gesagt ist Schlepplift fahren gar kein Problem, so dass man den richtigen Ski-Fahrern kaum in etwas nachsteht. Vergangenen Sonntag und Montag war ich dann auch noch im Skigebiet Simmelsberg (Gersfeld, Rhön), Zuckerfeld (Nähe Wasserkuppe) und noch einmal auf der Wasserkuppe. Inzwischen fahre ich ziemlich sicher auf den Skate Slidern und bin auch alle roten Pisten gefahren. Nur auf der Schwarzen Piste am Simmelsberg, der steilsten außerhalb der Alpen, war ich nicht. Ohne Stahlkanten ist es auch gar nicht möglich diese Piste zu fahren!
Nach diesen vier Ski-Tagen sieht man den Skate Slidern schon an, dass sie benutzt wurden: Der untere gehört zum unbenutzen Paar, der obere ist der vier Tage lang gefahrene:
Dazu muss ich aber sagen, dass ich auch mal nur mäßig beschneite Feldwege gefahren bin, wo schon mal Steinchen rauskamen, Straßen überquert habe ohne die Skates auszuziehen und über Gitterroste etc gelaufen bin.
Die Ergebnisse meines Tests noch mal zusammengefasst: Positiv: + handlicher Transport, da Ski kaum länger als der Schuh + preiswert in der Anschaffung + recht wendiges Spaßgerät + selbst rote (mittelschwere) Pisten lassen sich fahren + die Aufmerksamkeit in den Skigebieten ist einem gewiss! + relativ leichter Umstieg von Skates auf Skier. Auch ich stand noch nie auf richtigen Skiern, konnt mit den Dingern aber nach anderthalb Tagen umgehen. Gerade in der Ebene lassen sich di SkateSlider wie Inlineskates bewegen. Man tritt sich dabei nicht selber hinten auf den anderen Skier, wie dies bei den langen "echten" Skiern wäre.
Negativ: - keine Stahlkanten = nicht so starker seitlicher Halt wie mit Skiern - an vereisten Stellen hat man praktisch gar keinen seitlichen Halt oder Lenkmöglichkeiten - etwas höherer Widerstand als mit richtigen Skiern - gerade auf etwas weicherem Untergrund (z.B. morgendliche, nicht eingefahrene Piste) sinkt man wegen der geringen Auflagefläche recht tief ein und hat damit einen höheren Widerstand als mit längeren Skiern - Tiefschneefahren ist fast unmöglich (jedenfalls bei ca 1,5 m Schneehöhe in der Rhön), da man einfach einsinkt
Fazit: Die Skate Slider sind ein absolutes Fun-Gerät, mit dem sich auch kleine Sprünge vollführen lassen. Auch Rückwärtsfahrt ist dank des hinten hochgezogenen Endes möglich. Am besten kann man auf festgetretenen (festgefahrenen) Untergründen, also auf präparierten Pisten, Skating-Loipen oder hier bei uns auf von Spaziergängern und Fahrzeugen festgefahrenen Feldwegen fahren. Der Kauf kann jedem Skater, der nur ab und zu in den Schnee kommt und jedem Student, der mit dem Semester-Ticket kostenlos in die Rhön kommt als Spaßgerät wirklich empfohlen werden! |