058
25.08.2005, 23:55 Uhr
Klausrued
|
Ellen, Polizeibeamtin, die sich mit Unfällen ohne Helm beruflich beschäftigt, schreibt heute im w-n-s Forum:
Erfahrene Skaterin in Düsseldorf tödlich verunglückt. Schwerste Kopfverletzungen bergab erlitten... siehe auch www.rp-online.de/public/article/dtoday/news/blaulicht/103626 Ellen
Ellen schrieb am 19.8.05 Da kann ich Erik nur recht geben, ich habe eine unbehelmte Skaterin sterben sehen und 5 Stunden nachts auf der Intensivstation mit ihren Eltern an ihrem Sterbebett gesessen. Schwerste Hirnverletzung, Hirnschwellung, unaufhaltbar bis zu ihrem Tod Link zu dem Sachverhalt: www.polizei-gt.de, Aktuelles, Archiv, Lichttechn. Gutachten nch Tod der Skaterin. Wenn man dort auf den 1.Satz klickt, kommt noch der Ursprungsartikel aus März 2002. Meine Schüler in einer weiterführenden Schule haben neulich einen Spot kreiert " Helm tragen - sonst Krankenwagen" Schöne Grüße Ellen
Ellen schrieb am 22.7.05 zu Bildern noch: an der Ursprungsversion des ZNS-Plaktes der Hannelore-Kohl-Stiftung aus 2004 habe ich mitgewirkt. Die Folgeversion steht auf dieser skate-Seite hier mit dem Mädchen im Rolli davor. Die Version , die letztes Jahr bundesweit hing, war das Plakat dahinter, das Mädchen in der Blutlache. ( www.hannelore-kohl-stiftung.de da findet man es noch) Es ist gestellt, sie liegt in Theaterblut. Die "Realvorlage" in Bezug auf die Blutlache war ein Foto eines tödl.verletzen Skaters mit einer mind. 10 mal so großen Blutlache. Jeder mag selbst entscheiden, was ihn/sie überzeugt zumThema Helmtragen. Noch ausdrucksvoller als Blut finde ich Schicksale von Wachkomapflegfällen nach Fahrrad- oder Skaterunfall. Deren schweres Schicksal - und das ihrer Familie - ist auf einem Fot kaum abbildbar. Ein bischen lässt uns www.wdr.de/tv/aks/spezialbeitraege/20040818_radunfall.jhtml an einem solchen Schicksal einen Moment teilnehmen. Von der jungen Mutter, die ich nach ihrem Skaterunfall 2 mal im Pflegeheim besucht habe, gibt es weder Bilder noch Video - die Familie möchte es nicht. Je mehr man, wie ich , mit Schweren Hirnverlketzungen und deren Angehörogen zu tun hat und begreift, was das für harte Schicksale sind, umso mehr Energie setzt man indie Vorbeugung solcher Unfallfolgen - zumal wenn man über 11 Jahre germerkt hat, mit wie wenig Styropor auf dem Kopf ( 18 mm ) sich diese Schicksale als Folgen nahezu komplett vermeiden lassen. ich weiß nicht, wer Styropor erfunden hat. Er müsste in Form von Helmen noch heute einen Nobelpreis dafür kriegen. Angehörige von Schwerst-Hirnverletzten haben häufig nicht nur rund-um-die-Uhr-Stress mit der Pflege, sie müssen auch heutzutage noch um jedes Hilfsmittel mit der Krankenkasse kämpfen. Angehölrigen eines 14-jährigen wachkomapflegfalles hat man bei der Entlassung aus dem Krankenahus mal gesagt:"Wozu braucht ihr Kind einen Rollstuhl, der liegt doch sowieso im Bett?" Erst massive Öffentlichkeit hat bei ihm dazu beigetragen, das nach und nach diverses genehmigt wurde. Dazu waren die Eltern mehrfach im Fernsehen, u. a. mit mir im ZDF und im WDR. Der Fall dieses Jungen steht unter www.polizei-gt.de, Aktuelles, WDR zeit Unfallfolgen eindrucksvoll. Nach 3 Jahren jetzt kann er wieder laufen, spricht aber nicht und ist immer noch ein Schwerstpflegefall, der einfach losläuft und nich teine Minute aus den Augen gelassen werden darf. Lasst es auf euch wirken. Ellen
Ellen schrieb am 21.7.05 Ich bin Verkehrssicherheitsberaterin bei der Polizei in Gütersloh und beschäftige mich seit 2002 mit dem Helmtragen von Skatern (siehe auch www.polizei-gt.de, Aktuelles, Lichttechn. Gutachten nach Tod der Skaterin - von dort noch Link auf einen Artikel aus März 2002). Ich habe diese Skaterin sterben gesehen, nicht an der Unfallstelle. Ich wurde hinzugerufen zur Intensivstation und habe mich zu ihren Eltern an ihr Bett gesetzt. Und es war klar, dass sie die Nacht nicht überleben würde. Schwerste Kopfverletzungen ohne Helm. Am nächsten Tag hat sich noch rausgestellt, dass ihre Reflektoren (sie war im Dunkeln von hinten angefahren worden) nicht zu sehen waren, weil sie von der Hose verdeckt waren. Seitdem verschenke ich Reflexstreifen zum Ankleben an die Stopper. So tief, dass keine Hose mehr drüberhängt. Im Sommer 2002 gab es einen weiteren schweren Skaterunfall hier im Kreis Gütersloh. Sportliches Paar will Bundesstraße überqueren. Ein Auto von links, recht weit weg. Sie fährt, er bleibt stehen. Autofahrer erschrickt sich so, dass er nach links, in ihre Fahrtrichtung, ausweicht und sie erst erfasst, als sie schon fast drüben ist. Schwerste Kopfverletzungen, ohne Helm, Wachkoma. Sie ist heute etwas wacher wieder, liegt aber immer noch im Pflegeheim. Ich schildere das hier, weil ich eines deutlich machen will: Kein Mensch weiß vorher, wann er oder sie und ob überhaupt zum Unfallopfer wird. Ich betreue auch noch andere Familien, in denen jemand durch schwerste Kopfverletzungen arbeitsunfähig wurde (Radfahrer zumeist). Die Unfallursachen werden immer kurioser. Viele Alleinstürze, zunehmend auch Zusammenstöße mit Tieren. Hund, Katze, Iltisse, Reh - alles hatten wir schon. Und da soll mir mal einer sagen, da mache er oder sie eine Rolle als Abflug. Ich glaub's einfach nicht. Andererseits sammel ich seit 10 Jahren Unfallhelme von Radunfällen. Mit Helm kann man ziemlich alles überleben. 40-Tonner-Kollision, Buskollision, alles dabei in meiner Sammlung. Teil meines Jobs ist es dann auch, in Schulklassen und öffentlich die Leute wirklich ans Helmtragen zu bringen. Der erwachsene Skater oder Radfahrer sollte sich vor Fahrtantritt grundsätzlich mal Folgendes überlegen: Wer würde mich eigentlich pflegen, wenn ich durch Sturz zum Pflegefall würde, und was würde in unserer Familie dann los sein? An dieser Stelle zitiere ich gerne mal einen schrecklichen Alleinsturz einer jugnen Radfahrerin, den man als Beitrag über ihr Schicksal unter www.wdr.de/tv/aks/spezialbeitraege/20040818_radunfall.jhtml noch ansehen kann (mit Realplayer). In einer Schrecksekunde nicht mehr handlungsfähig und über eine winzige Bordsteinkante 50 m von zuhause eine Böschung runtergefallen über 5 Betonkübel, die die Böschung einer Souterrainterrasse festhalten. Allein die Schwestern sind über das Schicksal ihrer verunglückten Schwester psychisch krank geworden. Einen ähnlichen Sturz 5 m tief über ein Geländer in ein steiniges Bachbett hatten wir hier mit einem Skater. Mit Helm - und der fuhr nach 30 Minuten weiter...
Ein weiteres Schickal eines Schwerstkopfverletzten findet man unter www.polizei-gt.de, Aktuelles, WDR zeigt Unfallfolgen eindrucksvoll. Nach meinen Erfahrungen der letzten Jahre möchte ich ernsthaft jeden Helmmuffel unter den Skatern um die Überlegung auch bitten, wie eine evtl. Unfallinvalidität abgesichert wäre und sogar noch einen Schritt weiter gehen. Wenn er oder sie durch Hirntod nicht mehr zu retten wäre, sich Gedanken über das Thema Organspende machen. Mag abartig klingen, zeigt aber auch deutlich, dass schwerstkopfverletzte Skater häufig nichts anderes kaputt haben als den Kopf. Dann doch lieber Helm aufsetzen. Bei den Paderborner Skate-Nights gibt es auch längst Helmpflicht. Die Organisatorin hat sich über ein Aldi-Zentrallager größere Mengen Helme besorgt. Warum nicht. Man muss anscheinen die Leute zu ihrem Glück zwingen. Es gibt so ein Büchlein "Die letzten Worte des..." Zum Beispiel: Die letzten Worte des Beifahrers "Rechts ist frei". Machen wir doch noch einen Skaterspruch dazu: Die letzten Worte des Skaters: "Ich kann abrollen" oder "ich kann bremsen" oder oder oder. Mein Nachbar ist Unfallchirurg udn sagt immer: Unfälle passieren ganz plötzlich. Wenn man es vorher gewusst hätte, hätte man an dem Tag was anderes gemacht..." - Das stimmt. Wer Helmfragen mit mir direkt erörtern möche, kann mir unter Ellen.Haase@guetersloh.polizei.nrw.de eine Mail schicken. Vorher mal meinen Namen und "Fahrradhelm" oder so bei google eingeben... Die Helmdisskussion unter www.kassel-inline.de ist auch von mir. Liebe Grüße an alle nachdenklich Gewordenen Ellen Haase |